Die Biberister Firma Curtis feiert ihr 25-jähriges Bestehen – und gleichzeitig erfolgt ein Wechsel in der Führung.
Hans Peter Schläfli
Mehr als 300000 Menschen nutzen einen Rollstuhl, der über einem System der Biberister Firma Curtis gesteuert wird. Die Mutterfirma, die amerikanische Curtis Instruments Corporation, beschäftigt 1100 Mitar- beitende und produziert seit 1960 vorwiegend Steuerungen für batteriebetriebene Fahrzeuge, welche im Postdreirad, im Golfwägeli bis hin zum Gabelstapler zu finden sind.
Ein Bereich fehlte noch in der Produktepalette der amerikanischen Firma – Steuerungen für Elektrorollstühle. Dieses Know-how war bei der damaligen Firma Zaugg Elektronik AG in Lohn vorhanden. Curtis übernahm die spezialisierte Abteilung mit 5 Angestellten. So begann 1996 die Erfolgsgeschichte der Schweizer Niederlassung, welche als Entwicklungscenter heute 38 Personen beschäftigt und ihren Sitz in Biberist hat.
Neuer Geschäftsleiter ist ein langjähriger Mitarbeiter
Vor kurzem feierte Curtis im kleinen Rahmen das Jubiläum. Einer war von Anfang an dabei: Geschäftsführer Kurt Stump. «Wir wussten damals nicht, was uns in diesem Konzern erwartet und ob dies auch ein langfristiges und nachhaltiges Enga- gement sein wird», blickt er zurück. Entscheidend für den Erfolg waren primär gute und motivierte Mitarbeiter. Einer dieser Mitarbeiter war Christof Zurbrügg, welcher bereits ein Jahr nach der Firmengründung zum Team stiess und nun die Nachfolge von Kurt Stump antritt. Seit Anfang Jahr erfolgt die schrittweise Übergabe der Geschäftsleitung. Im November verabschiedet sich Kurt Stump definitiv in die Pension.
Anderen Menschen zu helfen, ist motivierend
Christof Zurbrügg beschreibt seine Philosophie mit folgenden Worten: «Es ist motivierend zu wissen, dass das Produkt, das wir herstellen, ganz direkt jemandem hilft und die Lebensqualität eines anderen Menschen verbessert. Zudem war Curtis immer ein sehr soli- der Arbeitgeber und auch die menschlichen Aspekte werden sehr stark gewichtet. Die meisten Angestellten bleiben sehr lange bei uns, wodurch auch das Know-how erhalten bleibt.»
Bei den Steuerungen für die Rollstühle würden die Zuverlässigkeit und die Sicherheit im Vordergrund stehen, erklärt Christof Zurbrügg. «Wir können ein Update der Software erst ausliefern, wenn es bis auf jedes Detail ausgetestet wurde.» Die Steuerung müsse sehr sanft und gleichzeitig präzise sein. Zuverlässigkeit bedeute, dass ein Rollstuhl nicht plötzlich auf dem Fussgängerstreifen mitten im Strassenverkehr stehen bleibt.
Bei der Sicherheit müs- sen auch noch weitere Aspek- te beachtet werden. «Es gibt Stühle, mit denen sich der Nutzer in die aufrechte Position bringen kann, was nicht nur die Kommunikation mit stehenden Leuten erleichtert, sondern auch ganz alltägliche Dinge wie das erreichen der Waren in den oberen Gestellen im Supermarkt ermöglicht.» Die Steuerung der Curtis AG verhindere, dass ein aufgerichteter Rollstuhl nicht in einen seitlich geneigten Hang fahren kann, weil dies einen Sturz zur Folge haben könnte.
Mit Saugen oder Pusten den Rollstuhl steuern
Die Steuerung, die oft wie ein simpler Joystick bei einem Computerspiel aussieht, müsse besonders sanft und präzise sein, da viele Nutzer über eingeschränkte motorische Fähigkeiten verfügen. Curtis entwickelt auch Geräte, mit denen ein Rollstuhl nur mit Kopfbewegungen oder sogar einzig mit Saugen und Pusten gesteuert werden kann. «Die Geräte werden sehr genau auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten», erklärt Kurt Stump. Diese Menschen verbringen einen sehr grossen Teil ihres Lebens im Rollstuhl. Dieser muss deshalb nicht nur sehr bequem sein und gut funktionieren, sondern auch ansprechend aussehen. Christof Zurbrügg ergänzt: «Mit unseren Rollstuhlsteuerungen kann man heute auch das Handy bedienen und sogar im Internet surfen.»